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Hier gibt es ein Blick hinter die Firmenfassade. Einzelschicksale aus der Sicht der Betroffenen.

Bert:

Ich habe 1990 als Produktspezialist bei Roland angefangen und war für Händler und Endkunden einer der Problemlöser. MIDI und Synthesizer waren genau mein Ding und ich war restlos glücklich, den ganzen Tag mit meinen geliebten Synthies spielen zu dürfen. Doch Roland baute damals ja auch Soundkarten und MIDI-Interfaces (sagt Euch "MPU-401" noch etwas?) und da niemand (auch ich nicht) darüber irgendetwas sagen konnte, wurde mir dann einfach ein PC vor die Nase gestellt und gesagt: "Du machst das jetzt."
Als Atari-Jünger hatte ich natürlich keinen Plan von DOS 5.0 oder dem neu aufkommenden Win 3.1. Sagen wir mal, es war eine ziemlich steile Lernkurve für den jungen Bert...
Dann kam alsbald ein zweiter PC hinzu, dann ein dritter und schließlich die Idee, diese zu vernetzen (per IPX, was anderes gab es nicht). Das führte dann auch prompt zu endlosen DOOM-Netzwerkorgien, die uns aber vom Arbeiten kaum abhielten. Man kann ohne weiteres mit einer Hand spielen und mit der anderen telefonieren! Dann kam DFÜ und E-Mail in Mode; die ganze Firma hatte dann EINE einzelne E-Mail-Adresse (100227,1074@compuserve.com, wenn mich nicht alles täuscht!) und wir richteten ein (DOS-basiertes!) BBS-Mailbox-System mit einem US-Robotics V-everything Modem ein. Das System lief einige Jahre und hatte zum Schluß über zweitausend User!
Nun ja, im Lauf der Zeit wurde ich zum richtigen PC-Freak und da die Firma die alten, teuren IBM-Terminals nach und nach durch Windows-PCs mit Emulatorkarten ersetzte, wurde ich erst halbtags zum "EDV-Specialist" (eine schwachsinnige Bezeichnung, die mir nie gefallen hat) und schließlich zum Systemadministrator ernannt. Viele meinten, da habe man den Bock zum Gärtner gemacht. Ich möchte nicht beurteilen, ob das so stimmt, aber ich denke, dass unser IT-System gar nicht so übel war, nicht OBWOHL, sondern WEIL viele der Systeme (Extranet/Servicenetz etc.) selbstgestrickt und nicht aus dem Hause Microsoft waren.

Als dann klar wurde, dass ROLAND umziehen wird, begann eine Zeit, die ich nur als surreal bescheiben kann. Da NICHTS mehr in die IT investiert wurde, bestand für lange Zeit meine Aufgabe ausschließlich darin, das bestehende System am Laufen zu halten. Da ich die Systeme aber gut im Griff hatte und diese außerordentlich robust liefen, gab es jahrelang nicht viel zu tun. Alles in allem habe ich ich dieser Zeit sehr viel gelernt -nicht nur über IT, sondern auch über guten und weniger guten Umgang mit Mitarbeitern.

Ich hatte es mir einmal gewünscht, mit Roland alt zu werden, kann aber inzwischen auch ohne Roland sehr gut leben. Beim Blick zurück ärgert mich allerdings immer noch die Art und Weise, in der mit uns umgegangen worden ist. Aufrichtig und mit Vertrauen wäre das auch gegangen.

Petra:

Meine "Karriere" bei Roland begann im Dezember 1988 als Sekretärin in der Produktberatung, außerdem zuständig für die Bearbeitung der Software-Bestellungen (damals noch so nebenbei zu schaffen). Das wurde aber in kurzer Zeit so viel, dass ich mein eigenes Büro bekam und mich nur noch darum kümmerte.
1992 wurde der Software-Bereich in die normale Verkaufsabteilung übernommen und ich machte mir ein wenig Sorgen, was mit mir danach passiert. Zur gleichen Zeit hat der damalige Werbeleiter –ja so hieß das damals- Mac Mayer beschlossen, auszuwandern und seinen Job an Kai Bestmann zu übergeben. Dieser wiederum fragte mich, ob ich mir vorstellen könnte, im Marketing zu arbeiten. Keine Ahnung, was da auf mich zukam, aber ich war schon immer neugierig auf Neues. Fortan war ich zuständig für alles, was so anfällt für eine Sekretärin in einer Marketing-Abteilung:
Händler- und Endkunden-Kontakt, Vorbereitung von Veranstaltungen für Händler und Endverbraucher, Internet-Recherchen, Werbemittel-Angebotseinholung, Bestellung und Überprüfung der Lieferungen/Rechnungen, Überwachung/Bestellung bzw. Druck von Bedienungsanleitungen, Erstellen von Statistiken, Archivpflege, Korrekturlesung von Prospekten/Katalogen, Vervielfältigen von CDs+ DVDs, Rundschreiben (Verarbeitung, Sendungsvorbereitung). Vor allem aber die Vor- und Nachbereitung der Messe: Büro- und Catering-Organisation, Hotelbuchungen, Hostessenauswahl, Betreuung des Messe-Personals, Prüfung aller Messe relevanten Rechnungen und Weiterbelastung an Roland Japan.
Ich könnte ein ganzes Buch füllen mit Geschichten rund um die Messe, ja – auch über den Ärger, wenn z.B. rund 600 Rundschreiben endlich fertig waren und wegen einer Änderung neu gemacht werden mussten. Das passierte nicht nur einmal.

Trotz Stress und manchmal auch eines still gemurmelten "§3!#?*!!", Roland war für 24 Jahre mein Leben. Ich bin jeden Morgen gern zur Arbeit gefahren (sogar bis zum Schluss), hatte tolle KollegInnen und einen Abteilungsleiter, der mir viel Freiheit ließ und mir auch sehr viel beigebracht hat. Er und andere liebe KollegInnen haben mich die Wunderwelt des Computers- und Handys mit Spaß erforschen lassen. Danke allen (Ihr wisst, wer gemeint ist) Wir waren wirklich wie eine Familie, schließlich haben wir in der Woche mehr Stunden bei Roland verbracht, als mit der eigenen Familie.

Leider konnte ich am RolEnd (21.9.2012) nicht dabei sein. Man (eher Frau) hatte mir an letzten Tag vor meinem Urlaub so nebenbei gesagt, dass ich nach meinem Urlaub gar nicht wieder zu kommen brauche. Ein Tritt in den Bauch, ein Schlag vor den Kopf! Ich hatte nicht mal Gelegenheit, mich von allen richtig zu verabschieden. Keine Email mehr an irgendwen. Die Kündigung hat uns alle schwer getroffen, die meisten wollten mit Roland alt werden und in Rente gehen. Die Existenzangst stand im Raum wie eine Nebelwand, keiner konnte sich vorstellen, wie es nach Roland weitergehen soll.
Aber es ging weiter und es geht bei manchen sogar besser als vorher.

Ilona:

Mein Job als Sekretärin der Geschäftsleitung begann am 01. April 1988! Weil das ein Freitag war, durfte ich noch mal durchatmen und erst am Montag, den 04. April an meinem Arbeitsplatz erscheinen. Da schon mein Einstellungsgespräch mit meinen beiden zukünftigen Chefs, Hans-Jürgen Stolz und Wolfgang Lachnit, sehr unkompliziert abgelaufen ist, bin ich zwar etwas aufgeregt gewesen, habe mich aber riesig auf die neuen und vielseitigen Aufgaben gefreut. Zunächst ging's daran, meine beiden Chefs daran zu gewöhnen, dass die Ablage nicht mehr auf ihre Tische oder in ihre Schubladen gehört, sondern in meine Ablagekörbe. Die ersten Wochen habe ich also mehr oder weniger damit verbracht, ca. 30 Aktenordner anzulegen und mit "Leben" zu füllen! Sich daran zu erinnern, dass ich damals von Beiden noch mit Stenoblock und Bleistift "bewaffnet" zum Diktat gerufen wurde, empfinde ich heute also sehr komisch ("Frau Schumann, bitte zum Diktat")!

Ende Mai 1994 verabschiedeten sich meine Vorgesetzten leider in den "vorgezogenen" Ruhestand und ich wurde, nachdem sich der schweizer Chef-Nachfolger, Michael Heuser, nicht mit mir "anfreunden" konnte/wollte, an den Vertriebsleiter Rolf Wüpper weitergereicht. Mein Aufgabengebiet blieb fast identisch, nur hatte man mir während meines Urlaubs ohne vorherige Ankündigung einen PC auf den Tisch gestellt, den ich nun ohne Schulung zu bedienen hatte! In meiner Freizeit und auf eigene Kosten habe ich also erst einmal einen PC-Kurs absolvieren müssen, ansonsten hieß es tagsüber "learning by doing!". Der Ton bei ROLAND fing an sich langsam zu wandeln.
4 Jahre später wurde mir im Rahmen einer Umstrukturierung die Position der Teamsekretärin der Verkaufsabteilung zugewiesen. Dazu erfolgte der Umzug vom Einzel- in ein Großraumbüro ....
Wäre das Arbeitsklima unter uns Kolleginnen u. Kollegen nicht so gut gewesen, hätte ich mich fast auf die Suche nach einem neuen Arbeitgeber gemacht, denn die Art und Weise wie damals mit mir umgegangen wurde, hatte einen beidseitigen, stressbedingten und chronischen Tinnitus zur Folge. Manchmal entscheidet man halt Dinge wider besseren Wissens....
2010 überrollte uns alle die große Umstellung auf das Betriebssystem SAP (was für ein Graus!). Irgendwie war im ganzen Haus die bisherige Fröhlichkeit verschwunden. Morgens hatte man keine große Lust in Richtung Norderstedt zu starten, weil es mehr Probleme als gute Arbeitsergebnisse hagelte. Der schlimmste Geschäftsleitungswechsel erfolgte zum 1. Mai 2011, der eindeutig den Untergang der Firma ROLAND einläutete. Ich wurde wieder mal versetzt und schimpfte mich nun Teamsekretärin der Abteilung "Key Accounts, Business Development & Education". Wer will denn so was?? Laut meiner Unterlagen bin ich auf dem Papier bis einschließlich zum 31. Mai 2012 bei Roland in Norderstedt beschäftigt gewesen. Mein letzter offizieller Tag ist also gleichzeitig mein 25-jähriges Jubiläum gewesen .......

In ewig guter Erinnerung werden mir auf jeden Fall die vielen tollen Erlebnisse um den Job herum bleiben. An erster Stelle stehen da natürlich meine insgesamt 12 Teilnahmen an der Internationalen Musikmesse in Frankfurt. Um die lustigsten Messe-Geschichten zu Papier zu bringen, müsste ein Buch geschrieben werden! Das wäre dann allerdings ein Bestseller!!!

Hans-Jörg:

The Past-where the future was still what it used to be!
Mein Erstkontakt mit der Marke Roland fand irgendwann Ende der 70er Jahre statt, als der Vertrieb für Europa noch von den Gebrüdern Jörgensen durchgeführt wurde. Damals dachte ich die Produkte kämen original aus Skandinavien und die Preisliste passte auf ein Dina5 Blatt!
Der Gitarrist in der Band meines Vaters kam damals plötzlich mit einem JC-80 zur Probe und ich konnte es nicht fassen, dass der Amp genau den gleichen Namen wie besagter Gitarrist hatte-Roland!
Eins war klar- so einen wollte ich auch-der sollte genauso klingen und Hans-Jörg sollte drauf stehen. Kurze Zeit später hatte ich dann meinen ersten Einsatz als Produktspezialist, als der Keyboarder der Band stolz seinen Jupiter 4 Synth vorstellen wollte und es einfach nicht schaffte dem Ding einen Sound zu entlocken, egal welche der bunten Preset Taster er auch gedrückt hat.
Erst nachdem ich souverän das Stromkabel in die Wandsteckdose gesteckt hatte gings dann plötzlich! Irgendwie war damit mein weiterer Lebensweg vorbestimmt.
Nachdem ich in den 80ern mein Know How in Sachen elektronischer Musikinstrumente im Einzelhandel weiter vertiefen konnte und der Laden dank D-50 zu den Top10 Roland Händlern Deutschlands gehörte, bot sich mir 1992 die Chance für Roland auf der Messe zu arbeiten, um dort zusammen mit unserem belgischen Kollegen Peter Schreurs in der Pro Audio Kabine das DM-80 Hard Disk Recording System vorzustellen (Neupreis damals ca 20.000 DM!). An dieser Stelle nochmal vielen Dank an Thomas Jobmann für das in mich gesetzte Vertrauen. Ich hatte mir kurz zuvor eines der ersten Pro Tools Systeme gekauft (4 Spur!) und war damit automatisch so etwas wie der Spezialist für das Thema Hard Disk Recording in Deutschland! Wenigstens war ich in der Lage die Eigenschaften der Produkte in akzentfreiem Deutsch und Englisch vorzustellen und hab in keiner meiner Demos Jump oder Final Countdown gespielt!

Seit dem war ich so etwas wie eine feste Einrichtung auf der Messe und hab nach dem Thema Digital Audio (DM-80, VS-880, VM-7000) kurzfristig in die Synthesizerabteilung gewechselt. Nachdem ich Ende der 90er zusammen mit MC Alex und dem JP-8000 die Dance Kabine gerockt hatte (Selektor!) bekam ich die Chance Patches für das Technoexpansionboard für die JV Serie zu programmieren. Ace Yukawa von Roland Japan hatte meine Messe Demo gesehen und sah in mir offensichtlich den idealen Vertreter teutonischer Technomucke!! Trotz meiner ausgeprägten Antipathie was diese Stilrichtung betrifft, waren meine Sounds für die Karte offensichtlich so gut, dass sich daraus jede Menge Folgeaufträge ergaben.
Die nächsten 10 Jahre hab ich dann zusammen mit meinen Kollegen Eric Persing, Stephane Pigeon, Howard Scarr, David Ahlund und Adrian Scott die ROM Sounds und Demosongs für Produkte wie JP-8080, XV-5080,XV-3080,XV-88, XP-30, MC-909, MC-8, D2, V-Synth, V-synth GT, V-Synth XT, Fantom S und X, SC-880, MC-09, MC-307, MV-8000, SH-32 und Jupiter-80 programmiert. Daraus ergaben sich dann weitere Sound Design Jobs für Firmen wie Access (Virus), Native Instruments (Absynth, Massive, FM8), Spectrasonics (Stylus RMX, Omnisphere) und Apple (Logic9).
Mein persönlicher Ritterschlag war die Einladung nach Japan (1999), um bei der Entwicklung von Produkten wie dem legendären VP-9000, dem V-Synths und der MC-909 mitzuarbeiten.
Bei meinem zweiten Besuch in Hamamatsu (2002) wurde mir sogar die Ehre zuteil mit Mr.K in seinem Haus eine Tasse Grünen Tee zu trinken und anschließend im Schritttempo in seinem amerikanischen Riesenschlitten (Lexus) von ihm höchstpersönlich zum Essen chauffiert zu werden.
In 2003 wurde ich dann Mitglied bei Roland Rocks und hab als VJ dafür gesorgt, dass die Band auf den Bühnen Europas nicht nur gut klang sondern auch gut aussah! Unvergessliche Bilder von einem Niteliner Bus in der französischen Pampa mit einem dutzend belgischer Kollegen und einer defekten Bordtoilette ziehen grade an meinem geistigen Auge vorbei! Muss man mal mitgemacht haben……...
Video wurde so etwas wie mein finales Standbein bei Roland. Ab ca 2003 war ich auf der Messe ausschließlich für den Bereich Video zuständig und hab versucht die manchmal arg staubtrockenen Produktdemos mit witzigen Clips aufzupeppen. (PR-80, PR-1000)
Außerdem hab ich im Auftrag der Japaner die Messe Demos auf Video mitgeschnitten und für Youtube aufbereitet. In der restlichen Zeit hab ich unzählige SAE Workshops und Händlerschulungen absolviert und gefühlte 2 Millionen Seiten von Bedienungsanleitungen in deutsche übersetzt und nebenbei das legendäre Roland Quartet Spiel erfunden! (Kultfaktor 11!)
Leider hat die damalige Geschäftsleitung ab ca 2006/2007 die Mittel für Educational Workshops etc. extrem zusammengestrichen (um ca 100%) und auch die Soundprogrammierung wurde größtenteils in Niedriglohnländer in der ehemaligen Sowjetunion ausgelagert, so dass ich mich gezwungen sah mich nach neuen Einnahmequellen umzusehen.

Ich arbeite jetzt seit 2009 bei Kemper/Access in Recklinghausen als Produktspezialist und Head of Support und sorge dafür, dass die Kunden unsere Produkte optimal einsetzen können.
An meine Zeit bei Roland denk ich gerne zurück und ich bin froh, dass ich die fetten Jahre miterleben durfte-über 20 Messen und ca. die Hälfte davon mit den legendären Messeparties und Novotel Hotelbar Sessions haben sich unauslöschlich in meine verbliebenen Hirnzellen eingebrannt. Ich hab Roland Schampus aus der Flasche gesoffen und mit Roland Essensmarken für ein Käsebrötchen angestanden, in Matsumoto mit lauter nackten Japanern in den Hot Springs gehockt und mit Mr.K eine Runde Roland Quartet gezockt-was will man mehr?
Danke dafür!

Daniel:

Meine Laufbahn bei Roland begann im März (oder April) 2002 – verglichen mit einigen Kollegen also war ich nicht ganz so lange an Bord.
Ich war über die ganzen 10 Jahre im Ersatzteilverkauf beschäftigt – dazu gehörte aber wesentlich mehr als nur der Verkauf; Einkauf, die komplette Lagerhaltung für die Ersatzteile sowie auch die Komissionierung der Aufträge gehörten auch dazu. Unterm Strich war es ein recht abwechslungsreicher Job, der mir all die Jahre Spaß gemacht hat.

Dabei hatte ich ursprünglich in einer ganz anderen Branche gelernt – Eisenwaren und Werkzeuge haben mich während meiner Ausbildung und auch noch einige Jahre als ausgelernter Kaufmann im Großhandel auf Trab gehalten. Dann wollte ich mich gerne beruflich verändern und habe bei dem damaligen Deutschland-Vertrieb für die HiFi Marken Jamo und Onkyo angefangen. Leider lief es dort aber nicht lange gut und ich fing bald schon bei der Firma Steinberg in HH Rahlstedt an.

Die Firma Roland und speziell die Marke BOSS hatten mich als Hobby-Gitarrist schon lange interessiert. Zwei „Blindbewerbungen“ hatte ich im Laufe der Jahre schon bei Roland platziert – mit der dritten Bewerbung auf die damals ausgeschriebene Stelle als Sachbearbeiter im Ersatzteilwesen sollte ich dann endlich Glück haben – nach einem – überraschend auch auf Englisch stattfindendem – Vorstellungsgespräch mit Toshi Arakura, Rolf Wüpper sowie Jürgen Fliegel bekam ich wenige Tage später die mündliche Zusage und ich konnte bei Steinberg kündigen und mich auf meinen neuen Job freuen.
Ich habe die 10 Jahre als eine schöne Zeit in Erinnerung – beruflich waren es sichere Fahrwasser; privat habe ich in dieser Zeit eine Familie gegründet und während dieser 10 Jahre sehr viel erlebt – es waren prägende Jahre... Umso überraschender kam dann das Ende dieser schönen Zeit – über ein Jahr – oder waren es zwei? - hat unser Betriebsrat gekämpft und konnte zumindest finanziell für die Belegschaft noch etwas herausschlagen – das Ende und der Toresschluss am 21.09.2012 war dann leider doch nicht mehr aufzuhalten.
In Erinnerung bleiben schöne Jahre – vor allem auch eine Branche mit Kunden, Händlern und Servicepartnern, die Ihresgleichen sucht. Ich habe sehr gerne in dieser Branche gearbeitet. Aber das Rad dreht sich weiter - mittlerweile arbeite ich in der Maschinenbau-Branche.
An viele Kunden denke ich aber tatsächlich immer noch manchmal...diese Branche war eben doch...etwas Besonderes...

Reiner:

Wäre ich in meinen frühen Berufsjahren als DDR- "Tanz-und Unterhaltungsmusiker mit Berufsausweis" gefragt worden, was ein Außendienstmitarbeiter ist, hätte ich wahrscheinlich nur mit den Schultern gezuckt.
Keine Ahnung, wozu dieser Job  gut sein soll?! Es gab doch eh' nichts zu kaufen, geschweige denn zu verkaufen. Also spielte ich brav in meiner Zoe-Rockband weiter "West-Standards" auf meinem heiß geliebten Roland JX-8P, unterstützt von Fender-Piano und Minimoog ... bis 1990 !

Eben noch rief ich in Leipzig aus der Menge "Wir sind das Volk", schon saß ich im gut erhaltenen Mazda 626 gen Norderstedt. Es galt einen neuen Job zu finden, nachdem der Veranstaltungsmarkt "Ost" für Musiker am Zusammenbrechen war. Und eben der oben genannte JX-8P war daran "Schuld", dass ich meine ersten Bemühungen in Sachen  Blindbewerbung bei der Firma Roland unternahm.
Ich wurde freundlich von den Herren Stolz und Lachnit begrüßt und von Herrn Wüpper als damaliger Verkausleiter nach meiner beruflichen und politischen Vergangenheit ausgiebig befragt. Und Bingo - ich hatte den Job!
Angelernt wurde ich von Klaus Berner, der mich als Copilot im Ford Sierra bei Tempo 180 mit der norddeutsche Händlerschaft vertraut machte. Ich erinnere mich noch gut, dass gerade das EP-5 am Start war und ich in dieser Woche als Pianoträger fungierte. Für mich als Ossi war so ziemlich alles neu und oft kam ich aus dem Staunen gar nicht mehr heraus. Das Sahnehäubchen war eine Besichtigung der Reeperbahn nach Dienstschluss mit meinem Lehrer. Mega-G...!

Gut gerüstet ging es dann in mein Verkaufsgebiet, den Süden der neuen Bundesländer. Ich war stolz, für so eine Weltfirma wie Roland arbeiten zu dürfen und kam mir zugleich wie ein Pionier vor, der in unerforschte Gebiete vorstößt. Stück für Stück erweiterte ich das bis dahin kärgliche Händlernetz-Südost, unterstützt durch einen tadellos funktionierenden Innendienst inmitten einer Firma, die wie eine gute Familie zusammen passte. Auch für mich waren 23 erlebte Musikmessen in Frankfurt der absolute Höhepunkt im jährlichen Miteinander, aber auch die Ausflüge oder Firmenfeiern im Auditorium werden mir gut in Erinnerung bleiben.
Als im September 2012 Norderstedt abgewickelt wurde und die meisten Roländer auf schmerzlichste Art ihren Job verloren, blieb u.a. der komplette Außendienst in Lohn und Brot. Und es wurde die schlimmste Zeit für mich. Nichts funktionierte mehr! Was heute Gültigkeit hatte, war morgen schon wieder Schnee von gestern. Unsere Händler schüttelten nur noch mit den Köpfen. Denn auch sie verstanden die Welt nicht mehr. Aber irgendwie ging es doch immer wieder weiter - bis auch wir vom "alten" Außendienst entsorgt werden mussten. Wie viel schmutzige Wäsche dabei gewaschen wurde, ist vielen von euch bekannt.

Was bleibt? Für mich 25 Roland Jahre mit einem leider traurigem Ende, aber auch mit vielen tollen Begegnungen, Freundschaften und Erfahrungen, die mein Leben geprägt haben und mir wirtschaftliche Sicherheit bescherten. Bis heute.

Fabi:

Meine erste Verdienstabrechnung von Roland ist aus Dezember 1993. Wie viele andere ex-Kollegen kam auch ich über eine persönliche Empfehlung zu meinem damaligen Job.
Ich begann in der Werbeabteilung - ja, das nannte man damals wirklich so. Mit einem Kumpel zusammen kümmerte ich mich um die Organisation der Werbemittel. Vom Aufkleber, über Kugelschreiber, bis hin zu T-Shirts und Taschen - und natürlich Prospekte.
Auch der Versand der deutschen Bedienungsanleitungen gehörte zu meinen Aufgaben. Ich war bereits musikalisch aktiv und hatte erste Erfahrungen mit MIDI und dem Atari Mega ST4 gesammelt, der mit einem Roland U-20 Keyboard verbunden war. Demnach war ein Job bei dieser Firma mir sehr willkommen.

Ich arbeitete zunächst neben dem Studium zwei Tage die Woche bei Roland und stellte bald fest, dass mir diese Arbeit mehr Spaß machte als mein Studium der Systematischen Musikwissenschaften. Ich lernte diese Firma schon damals als äußerst sympathisches Team kennen. Die Firma hatte für mich das Flair eines Familienunternehmens, mit einer großen Familie die dort arbeitete.

Trotz einiger personeller Veränderungen in der Chefetage und an anderen Stellen, hat der Kern dieser Familie über all die Jahre den meisten Veränderungen getrotzt.
Ich habe es zum Produktberater gebracht und konnte mich somit jeden Tag mit Problemlösungen und allem, was mit der Praxis der Produkte zu tun hatte beschäftigen. Nach dem Abschluss meines Studiums wurde ich übernommen und konnte mich nun komplett der täglichen Arbeit mit den Produkten widmen. Ich habe dies stets gern getan und in etlichen Stunden am Telefon und in zahlreichen Emails mit Kunden und Händlern kommuniziert. Ich verbinde viele gute Erinnerungen mit Roland und empfinde die dort erlebte Zeit nach wie vor sehr positiv.

Das Ende dieser Zeit zählt eher zu einer unschönen Erinnerung. Unfassbar enttäuscht über die Abfuhr der damaligen Geschäftsleitung, blieb uns ein letzter Tag mit lieben Kollegen.

Wir haben gegrillt, gelacht, aber auch geweint - unseren ganz persönlichen Abschied genommen. Ein letztes mal das Firmengelände verlassen, mit dem Bewusstsein niemals wieder zu kehren.
ES WAR EINE TOLLE ZEIT MIT EUCH ALLEN!

Du:


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